Mit Maria an der Adria (April 2003)

Die freundlichen kroatischen Reiseleiter verstanden es, uns ihr Land nahezubringen - in einem tadellosen Deutsch. Das war bequem und angenehm für uns. Aber sicher hätten sich beide Seiten noch mehr zu sagen gehabt, wenn wir uns auf Esperanto verständigt hätten.

Heutzutage nutzen bereits Tausende diese Plansprache weltweit in Vereinen, im Internet, bei Privatreisen und auf Kongressen - relativ gesehen zwar immer noch recht wenige, aber es funktioniert.

Wem es als praktikabel erscheint und als Angebot vorliegt, für den wäre es nur konsequent, solch ein internationales Verständigungsmittel zu erlernen und zu gebrauchen, und sei es nur zum Spaß in der Freizeit. Für mich ist es ja auch nur ein Hobby geblieben.

Persönlich bin ich überzeugt: Das Zeitalter der herkömmlichen Nationalstaaten ist vorbei. Die Nationalsprachen werden zwar für die zugehörigen Kulturen weiterhin eine maßgebende Rolle spielen, doch international wird man sich auf dem Erdball eines fernen Tages wie selbstverständlich in einer neutralen, d. h. übernationalen Weltsprache verständigen. Ganz gleich, ob Esperanto oder eine konkurrierende Plansprache das Rennen macht, die Nationalsprache einer Supermacht dürfte es jedenfalls nicht sein. In technischer Hinsicht ist die Zeit dafür heute schon reif.

Diese Entwicklung vorherzusehen, dazu gehört wenig Prophetengabe. Das verlangt weniger Phantasie, als sie Jules Verne seinerzeit für seine Zukunftsromane aufbrachte. Man müsste nur endlich aufhören, das Thema zu ignorieren. Im Übrigen sollte man sich selbst im Alter nicht verbieten lassen zu träumen.

Auch wer diese Einschätzung nicht teilen kann, sollte sich dennoch für die Verwendbarkeit einer Plansprache interessieren, besonders wenn er ein bisschen neugierig wird. Das eröffnet ungeahnte Perspektiven und erweitert den Horizont.

Josef Fliegner